Jagdverhalten & Super-Rückruf

Rückruf heißt: Ich rufe - mein Hund kommt schnell und auf direktem Wege zu mir ran und bleibt bei mir, bis ich ihn anleinen kann oder wieder losschicke. Das heißt, ich erwarte an dieser Stelle durchaus eine Menge: Er soll alles stehen und liegen lassen, was schon mal eine Menge Selbstkontrolle voraussetzt. Dann soll er nicht bloß auf eine Armeslänge herankommen, um mir das Futter aus der Hand zu klauen und wieder davon zu laufen. Sondern er soll rankommen und dranbleiben. Mal kurz innehalten. Sich ggf. runterfahren. Und das obwohl da vielleicht gerade was Jagdbares vorbeirennt.

Jagdverhalten ist dabei eine ziemlich selbstbelohnende Sache. Rennen und Hetzen kurbeln die Dopaminausschüttung so dermaßen an, dass die Vorstellung belustigt, den Hund allein durch eine ausgestreckte Hand voll Super-Leckerlis davon abhalten zu wollen, diesem spaßigen Unterfangen nachzugehen.

Hund jagt
Terrier mit Jagdbeute im Maul
Mann in Heidelandschaft mit zwei Hunden an der Schleppleine
Rückruftraining Hund
Anti-Jagdtraining Hund

Online gibt es viele sogenannte Anti-Jagd-Konzepte, die versprechen, durch den Aufbau eines Super-Rückrufs das Jagdthema zu lösen. Ich möchte sie an dieser Stelle auch gar nicht alle über einen Kamm scheren. Teilweise haben sie ihre Daseinsberechtigung, können sie doch Verständnis beim Menschen schaffen, Handlungsansätze besprechen und Trainingsschritte vorgeben.

Allerdings sollte klar sein, dass der ausschließliche Aufbau eines Super-Duper-Rückrufs als Lösung für die Jagdthematik zwar vielversprechend klingt, aber selten bis nie ausreicht. Einzig und allein den Super-Rückruf zu trainieren, wird den Hund nicht vom Hasen abrufbar machen. Was dann nämlich fehlt, sind die verbindlichen Grundlagen.


Meistens liegt das Problem zudem auch gar nicht unbedingt allein im Jagdverhalten.

Der Super-Rückruf ist eine tolle Sache. Und ohne jeden Zweifel ist ein vernünftiger Trainingsaufbau die halbe Miete. Aber eben nur die halbe. Denn habe ich mit meinem Hund verschiedene Verbindlichkeiten im Nahbereich noch nicht geklärt, bringt es mir reichlich wenig, wenn ich ausschließlich einen super Rückruf aufgebaut habe.


Dem Rückruf sind ja immer verschiedene Dinge vorausgestellt:

  • Ist mein Hund denn überhaupt bei mir an der Leine orientiert?

  • Kann mein Hund auch mal ruhig neben mir stehenbleiben, ohne dass er impulsiv nach vorne springt und mir dabei den Arm auskugelt, weil er was Spannendes entdeckt hat?

  • Hat mein Hund denn im Alltag in anderen Situationen eine gewisse Selbstkontrolle? Kann der auch mal Frust aushalten und entspannt bleiben, auch wenn es nicht immer nach seinem Kopf läuft?

  • Habe ich meinem Hund erklärt, dass „Nein“ auch wirklich Nein bedeutet?

All diese Sachen sollten verlässlich funktionieren. Ist das nicht der Fall, wird es beim Rückruf erst recht ziemlich schwierig.

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